Offener Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz
Gehen Sie den Weg des FRIEDENS!

Herr Scholz, am Mittwoch, 8. Dezember 2021, haben Sie im Plenarsaal des Bundestages den folgenden Wortlaut als Amtseid des neu gewählten Bundeskanzlers Deutschlands gesprochen:

«Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.»

Etwas Persönliches

Mein Grossvater väterlicherseits war Jahrgang 1900 und machte als Soldat an einer der Schlachten am Monte Cassino mit. Er überlebte. Wie es ihm dort erging, habe ich nie erfahren.

Die Schlachten am Monte Cassino waren eine Serie von vier unabhängigen alliierten Angriffsoperationen zur Gewinnung eines Frontdurchbruchs in der deutschen Abwehrstellung ‹Gustav-Linie› zwischen dem 17. Januar und dem 18. Mai 1944. Aufgrund ihrer Dauer von vier Monaten gelten sie zusammengefasst als eine der längsten Schlachten des Zweiten Weltkrieges mit schweren Verlusten auf beiden Seiten.

Mein Vater war Jahrgang 1927 und wurde als 17-jähriger an die Westfront eingezogen, wo er an der Schlacht um Cherbourg teilnahm. Er überlebte. Er war nach seinen eigenen Angaben einer der 3 Überlebenden einer ganzen Kompanie und erzählte zuhause manchmal von seinen traumatisierenden Erlebnissen an der Front.

Bundeskanzler Olaf Scholz bei seiner Vereidigung
Olaf Scholz bei der Abnahme des Amtseids am 8. Dezember 2021

Die Schlacht um Cherbourg fand im Zweiten Weltkrieg während der Schlacht in der Normandie im Juni 1944 statt. Ursprünglich beabsichtigten die Alliierten, die französische Stadt Cherbourg bei der ‹Operation Neptune› zusammen mit anderen wichtigen Städten der Normandie wie beispielsweise Caen zu erobern. Aufgrund des hartnäckigen Widerstands der deutschen Truppen konnten sie Cherbourg jedoch erst am 27. Juni 1944 einnehmen.

Meine Mutter war als Nachfahrin deutscher Kolonisten Ungarndeutsche und wurde zusammen mit dem Rest ihrer Familie im Jahr 1947 aus ihrem Heimatdorf Nagykovácsi (Deutsch: Grosskowatsch) nahe Budapest nach Deutschland vertrieben.
Die Besiedelung des Dorfes durch die sogenannten ‹Donauschwaben› geht auf die Jahre 1700–1760 zurück.
Der Vater meiner Mutter, also mein Grossvater mütterlicherseits, fiel kurz vor Kriegsende 1945 als Soldat auf der Flucht vor den russischen Streitkräften.

Im November 1940 war Ungarn dem Dreimächtepakt zwischen Japan, Italien und Deutschland beigetreten.

Die bitteren Früchte des Zweiten Weltkrieges

Die zahlenmässige Bilanz des Zweiten Weltkrieges: 55 Millionen Tote waren zu beklagen. Millionen Verletzte, Invalide, Witwen und Waisen, zerrissene Familien, Ausgebombte, Lagerhäftlinge, Kriegsgefangene, Flüchtlinge und Vertriebene. Herr Scholz, Sie wurden – wie mein älterer Bruder – im Jahr 1958 geboren und haben vielleicht auch Familienangehörige, mit hoher Wahrscheinlichkeit aber Freunde und Bekannte resp. deren Eltern, die sich noch heute an das Grauen des 2. Weltkrieges erinnern. Damals haben sich die Menschen geschworen, dass «NIE WIEDER KRIEG» sein soll bzw. «NIEDER MIT DEN WAFFEN!»

Wieder ein Krieg, wieder ein sinnloses Sterben

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind bisher nach offiziellen Angaben weit über 500’000 Menschen gestorben – seien es Soldaten oder Zivilisten – die Opfer eines wahnsinnigen Krieges geworden sind. Rund 50 Staaten haben sich auf die Seite der Ukraine gestellt und beliefern die ukrainischen Streitkräfte seitdem mit Waffen und sonstigem Kriegsmaterial, allen voran die USA und Deutschland.

Herr Scholz, glauben Sie allen Ernstes, dass durch das Anheizen eines Krieges durch immer mehr Waffenlieferungen ein FRIEDEN erreicht werden kann? Denken Sie wirklich, dass Probleme, Konflikte und Streitigkeiten mit GEWALT gelöst werden können?

Das ist in jedem Fall UNMÖGLICH, denn Gewalt, Hass, Feindseligkeit und Krieg rufen immer wieder nur dieselben zerstörerischen Kräfte im gegnerischen Lager hervor und alles eskaliert immer weiter, bis es – und diese Gefahr ist sehr real – zu einem vernichtenden Schlag in Form eines ATOMKRIEGES kommen kann, der schon am Horizont aufzieht, dessen Vorzeichen Sie aber allem Anschein nach nicht erkennen wollen oder können.

Der Krieg in der Ukraine hat sich längst schon zu einem faktischen Dritten Weltkrieg entwickelt, weil die bereits erwähnten rund 50 Staaten Waffen an die Ukraine liefern, um damit Russland zu bekämpfen. Ihre Regierung hat sich frühzeitig auf die Seite der USA geschlagen und heizt seitdem den Krieg durch fortlaufende Waffenlieferungen weiter an. Dass die USA aus purem Hegemoniestreben langfristig auf einen Krieg gegen Russland hingearbeitet haben, an dem sich nun Europa treu ergeben – oder soll ich sagen blind? – beteiligt, ist eine Tatsache. Gleiches gilt für das gebrochene Versprechen nach dem Wiederherstellen der deutschen Einheit, dass die NATO nicht nach Osten erweitert werden sollte. Die Osterweiterung der NATO erfolgte durch das Vorantreiben der USA, trotz des mündlichen Versprechens, dass diese nicht erfolgen werde, immer weiter und die Ukraine sollte der NATO einverleibt werden, damit die USA weiter ihre Weltherrschaft anstreben, ausbauen und verwirklichen können. Und dass das Versprechen 1990 gegeben wurde, und zwar vom amerikanischen Aussenminister James Baker und ebenfalls von Deutschland durch den damaligen Aussenminister Dietrich Genscher, das ist ebenfalls ein Faktum.

Alle Beteiligten sind schuld an der Entstehung und am Weiterführen dieses Krieges, der nun zu einem für viele Menschen noch unvorstellbaren atomaren Fiasko werden kann, das auch Deutschland und ganz Europa ins Höllenfeuer der Vernichtung stürzt, wenn Sie nicht umgehend auf einen Waffenstillstand und auf Friedensverhandlungen drängen. Tragen Sie dafür Sorge, dass alle Waffenlieferungen eingestellt werden, dass alle Beteiligten an den Verhandlungstisch zurückkehren und ernsthaft FRIEDEN schaffen!

Hören Sie auf die Worte von Willy Brandt

Ihr Vorgänger und SPD-Parteigenosse Willy Brandt, der von 1969 bis 1974 der vierte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland war, forderte bei der Verleihung des Friedensnobelpreises im Dezember 1971:
«Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Es geht darum, Kriege abzuschaffen, nicht nur, sie zu begrenzen.»

Willy Brandt bei seiner Rede zur Verleihung des Friedensnobelpreises
Willy Brandt bei seiner Rede zur Verleihung des Friedensnobelpreises

21. Februar 2024 Achim Wolf, Deutschland